AK Sprechende Vergangenheit
Der Arbeitskreis „Sprechende Vergangenheit“ erinnert mit seinen Veranstaltungen an die nationalsozialistische Vergangenheit der Stadt Jena. Auf gestalteten Stadtrundgängen, bei öffentlichen Diskussionsveranstaltungen, mit Vorträgen und Ausstellungen werden verschiedene Aspekte dieser Zeit thematisiert und zugleich die Geschichtslügen der Nazis demaskiert. Besonders die Stadtrundgänge zu authentischen Orten der Stadtgeschichte haben nachhaltige Wirkung, denn sie unterstützen die Bildungsarbeit schulischer Einrichtungen als offenes Angebot. Gegenwärtig arbeitet der Arbeitskreis an einem virtuellen Stadtrundgang („Vernetztes Gedächtnis“) zum Thema „Jena in der Zeit des Nationalsozialismus“, der auf die Homepage der Stadt Jena gestellt werden soll.
Kontakt zum Arbeitskreis gibt es über die Mailadresse
Das ehemalige KZ Ohrdruf wurde im November 1944 als Außenkommando des KZ-Stammlagers Buchenwald eingerichtet (Deckname SIII), mehrere Monate auch als eigenständiges KZ geführt, bestehend aus Nord- und Südlager sowie zwei weiteren Lagern in Crawinkel und Espenfeld. Mehr als 11000 Häftlinge verschiedener Nationen aus Buchenwald und vielen anderen NS-Lagern mussten unter qualvollen Bedingungen als Zwangsarbeiter im Jonastal ein riesiges Stollen-System in den Berg treiben, als mögliches „Führerhauptquartier“, als letzte Bastion der NS-Führungsclique, als Basis zur Fortführung des Krieges ... Es war ein mörderisches Programm der Vernichtung durch Arbeit, von Krankheit und Tod. In den Lagern starben in den wenigen Monaten mindestens 3000 Menschen, viele starben auf den Evakuierungsmärschen Anfang April 1945 zurück nach Buchenwald und von dort aus weiter. Die US-Armee fand bei ihrer Eroberung des Nordlagers am 4. April 1945 eine große Zahl erschlagener und verhungerter Häftlinge, nur wenige Überlebende. Es war der Ort, an dem die US-Armeeführung erstmals das ganze Ausmaß der NS-Verbrechen mit eigenen Augen sehen konnte.
Datum: Samstag, 12. April 2014
Programm:
Busbahnhof Jena; 8.15 Uhr Göschwitz, Bushaltestelle bei der Kirche | |
09.00 Uhr |
Erinnerungsort 1: Arnstadt„Geschichtsinsel im Lokschuppen“ des Jonastalvereins; Einführung zum Komplex „SIII/Jonastal“ durch Klaus-Peter Schambach, Autor des Buchs „Tatort Jonastal“ |
10.00 Uhr |
Erinnerungsorte 2/3: Weiterfahrt zum ehemaligen Lagerbereich Espenfeld und zum Denkmal im Jonastal |
11.30 Uhr |
Crawinkel, Gemeinschaftshaus „Alte Mühle“: Lichtbildervortrag von Klaus-Peter Schambach |
12.30 Uhr | Mittagsimbiss in der „Alten Mühle“, danach Gelegenheit zum Rundgang durch das Heimatmuseum |
13.45 Uhr | Neonazis in der Region – Gespräch mit Stefan Heerdegen, Mobit Thüringen e.V., und Vertretern des Crawinkler Bürgerbündnisses für Demokratie |
14.45 Uhr | Dokumentationsfilme |
15.30 Uhr | Erinnerungsort 4: Das „Compiègne-Waggon“-Denkmal am Bahngelände Crawinkel |
16.00 Uhr | Erinnerungsort 5: Besuch beim ehemaligen „Nordlager, beim ehem. KZ-Massengrab und dem Obelisken auf dem heutigen Bundeswehrgelände Ohrdruf |
17.30 Uhr | Rückfahrt nach Jena - Rückkehr ca. 18.45 |
Kosten:
Die Tagesfahrt wird von der Amadeu Antonio Stiftung gefördert. Es wird keine Teilnahmegebühr erhoben, wir bitten aber um eine Spende zur Deckung verbleibender Kosten. Mittagsimbiss u. Eintritt sind im Programm enthalten.
Anmeldung:
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Wenn Sie an der Tagesfahrt teilnehmen wollen, melden Sie sich bitte verbindlich an. Hier geht es zur Online-Anmeldung.
Sie erhalten dann eine Bestätigung Ihrer Anmeldung sowie eine Woche vor dem Termin aktuelle Informationen zur Tagesfahrt.
„...ein Leidenszug, wie er nicht schlimm genug geschildert werden kann“
Der Arbeitskreis ‚Sprechende Vergangenheit’ und die Stadt Jena laden zu dieser besonderen Erinnerungsveranstaltung ein. Beim letzten der Todesmärsche aus dem Konzentrationslager Buchenwald wurden am 11. April 1945 mehrere Tausend völlig erschöpfter Menschen in Richtung Osten getrieben, vor den anrückenden amerikanischen Truppen her. Vom Lager Buchenwald zuerst zu Fuß, dann vom Bahnhof Weimar mit einem Zug, nach der Bombardierung der Lokomotive ab Großschwabhausen dann wieder zu Fuß, ging der Leidensweg am Abend des 11. April quer durch Jena: Mühltal, Erfurter Straße, Fürstengraben, Steinweg, über die Camsdorfer Brücke, die kurz danach gesprengt wurde, und durch die heutige Karl- Liebknecht-Straße weiter in Richtung Eisenberg. Mit vielen Toten rechts und links der Straße, vor Erschöpfung Gestorbenen oder kaltblütig Ermordeten, vor den Augen vieler Einwohner Jenas, auch vieler Kinder.
Beginn um 13.00 Uhr in der Friedenskirche Jena
Weiterlesen: 06.04.2012: Erinnerung an den Buchenwald-Todesmarsch quer durch Jena
Unter dieser Überschrift wird der „Arbeitskreis Sprechende Vergangenheit“ am 30. Januar 2013 an die Machtübergabe an Hitler und seine Nazipartei erinnern. An verschiedenen Stationen wollen wir zeigen, was für tiefgreifende Änderungen damit auch für Jena verbunden waren, welche menschlichen Beschädigungen und tödliche Folgen das hatte.
Wenn wir diesen Mahngang am Rand des Stadtkerns beginnen, an der Ecke Zwätzengasse/ Saalbahnhofstraße und nicht auf dem Markt vor dem Rathaus, so verweisen wir darauf, dass der politische Machtwechsel, dass die Beseitigung der Demokratie nicht nur den politisch-öffentlichen Raum prägten, sondern weit in die einzelnen Familien hinein wirkten und furchtbare Konsequenzen nach sich zogen. Wir beginnen mit der Erinnerung einer 86jährigen NewYorkerin, die als Kind vom Fenster des Hauses Saalbahnhofstraße 15 den Nazi-Fackelmarsch am Abend des 30. Januars 1933 verfolgte. Weitere Stationen des Mahngangs sind Zwätzengasse, Fürstengraben 6, Uni-Hauptgebäude, Markt und Rathaus, Johannisstraße, das ehemalige Zeiss-Gelände (Campus) und das Gewerkschaftshaus – mit jeweiligen kurzen Informationen zu „Jena unterm Hakenkreuz“. Viele Menschen, auch in Jena, haben damals die Konsequenzen des Januar 1933 noch nicht geahnt oder nicht wahrhaben wollen, haben den Nazi-Spuk noch nicht ernst genommen. Wir wissen es heute besser.
Weiterlesen: 30.01.2012: Vor 80 Jahren - Jena unterm Hakenkreuz