AK Sprechende Vergangenheit
Der Arbeitskreis „Sprechende Vergangenheit“ erinnert mit seinen Veranstaltungen an die nationalsozialistische Vergangenheit der Stadt Jena. Auf gestalteten Stadtrundgängen, bei öffentlichen Diskussionsveranstaltungen, mit Vorträgen und Ausstellungen werden verschiedene Aspekte dieser Zeit thematisiert und zugleich die Geschichtslügen der Nazis demaskiert. Besonders die Stadtrundgänge zu authentischen Orten der Stadtgeschichte haben nachhaltige Wirkung, denn sie unterstützen die Bildungsarbeit schulischer Einrichtungen als offenes Angebot. Gegenwärtig arbeitet der Arbeitskreis an einem virtuellen Stadtrundgang („Vernetztes Gedächtnis“) zum Thema „Jena in der Zeit des Nationalsozialismus“, der auf die Homepage der Stadt Jena gestellt werden soll.
Kontakt zum Arbeitskreis gibt es über die Mailadresse
Vor 75 Jahren, am 11. April 1945, wurde das NS-Konzentrationslager Buchenwald von US-Truppen befreit. Gleichzeitig wurden an diesem Tag 4500 geschundene Menschen auf dem letzten Buchenwald-Todesmarsch quer durch Jena getrieben. Um an beide Ereignisse zu erinnern, lädt der Jenaer Arbeitskreis „Sprechende Vergangenheit“ zu einer Halbtagesfahrt zu den Feierlichkeiten am Sonntag, 5. April 2020 in der Gedenkstätte ein.
In Jena hat der AK „Sprechende Vergangenheit“ bereits zweimal an den letzten Buchenwald- Todesmarsch erinnert, so 2015 mit einem Fahrradcorso auf der Todesmarsch-Route, von der Jenaer Friedenskirche bis nach Großlöbichau, dem Ort einer Massenhinrichtung; und 2017 mit einer großen Schilder-Aktion entlang der Karl-Liebknecht- Straße in Jena-Ost, mit Zitaten von überlebenden Teilnehmern und von Menschen aus Jena, die als Erwachsene oder Kinder das schreckliche Geschehen in unserer Stadt miterleben mussten.
In Absprache mit der Leitung der Gedenkstätte wollen wir am 5. April die großen Text-Schilder der Aktion von 2017 zur Gedenkstätte Buchenwald mitnehmen und dort auf dem Gelände zeigen. Dazu bitten wir die Mitfahrenden um ihr Mittun.
Zeitplan
12.00 | Abfahrt Busbahnhof Jena |
13.15 | Themenrundgang durch das Gelände der Gedenkstätte - Führung: János Varga, Jena |
15.15 | Kranzniederlegung auf dem ehemaligen Appellplatz des KZ Buchenwald |
16.00 | Kaddisch am Jüdischen Mahnmal |
16.45 | Feierliche Enthüllung der Erinnerungstafel für die US-Armee in Buchenwald |
17.15 | Rückfahrt, 18.00 Rückkehr in Jena, Busbahnhof |
Bei der Vergabe des diesjährigen Thüringer Demokratiepreises wurde der AK „Sprechende Vergangenheit" mit einem Anerkennungspreis geehrt. Damit bekommt ein Arbeitskreis des Aktionsnetzwerks für sein langjähriges Engagement eine wohl verdiente Würdigung.
Der Arbeitskreis „Sprechende Vergangenheit“ erinnert mit seinen Veranstaltungen an die nationalsozialistische Vergangenheit der Stadt Jena. Auf Stadtrundgängen, Bus- und Fahrradtouren, bei Diskussionsveranstaltungen, mit Vorträgen und Ausstellungen werden verschiedene Aspekte dieser Zeit thematisiert und zugleich die Geschichtsfälschung der neuen Nazis demaskiert.
Wichtig ist dabei, Kontinuität zu schaffen, niederschwelligen Anschluss zu ermöglichen, in die Öffentlichkeit zu treten, partnerschaftlich mit anderen Initiativen und Institutionen zu arbeiten, ehrenamtlich und unabhängig aber professionell zu bleiben.
Dies gelingt dem Arbeitskreis "Sprechende Vergangenheit" in besonderer Weise.
Demokratiebildend ist also nicht "nur" die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Feinden der Demokratie, sondern auch das eigene Selbstverständnis einer basisdemokratisch organisierten Zivilgesellschaft.
So gehört es zu den Verdiensten des Arbeitskreises, eine Debatte um die "Erinnerungskultur" in Jena und darüber hinaus angestoßen und begleitet zu haben. Professionelle Recherche ermöglichte neue Erkenntnisse zu den Todesmärschen der KZ Häftlinge, der Verstrickung von Universität, Industrie, Kirche und Sport in die menschenverachtende Politik der NS-Zeit. Dabei nicht in der Vergangenheit zu verharren, sondern den Bezug zur Gegenwart herzustellen und so in das aktuelle politische und gesellschaftliche Geschehen einzugreifen ist ein wichtiger Aspekt.
Professionalität und öffentliche Wirksamkeit stehen dabei in keiner Weise hinter anderen zurück. Aktuell und beispielhaft könnte man die Erinnerung an die Jenaer Opfer der Krankenmorde in der NS-Zeit benennen.
Mehr Informationen zum Arbeitskreis „Sprechende Vergangenheit“ [PDF].
In der NS-Zeit war die Anstalt Zschadraß für die meisten Opfer aus Jena die letzte Station vor ihrer Ermordung in der Todesanstalt Pirna-Sonnenstein. Unsere Fahrt von Jena, zu den heutigen Diakonie-Kliniken in Zschadraß bei Colditz, ist also ein Stück des damaligen letzten Weges in den Tod.
Start ist um 8.30 Uhr in Jena am Busbahnhof. Vor Ort ist der Besuch im Museum mit den Inszenierungen "Ort jenseits der Straße"; und Informations- und Rundgespräche geplant.
- Dr. Boris Böhm, Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, zu den T4-Krankenmorden und zur damaligen Tötungsanstalt
- Dr. Renate Renner, Stadtroda (angefragt), zur ehemaligen Landesklinik Stadtroda
- AK Sprechende Vergangenheit, zu den Jenaer Opfern und zur Quellenlage
Um 18.30 Uhr wir der Bus voraussichtlich wieder in Jena eintreffen. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt – die Teilnahme ist kostenlos. Noch sind einige Plätze frei! Es wird aber um eine Spende zur Bestreitung der Unkosten gebeten.