Jena. (tlz) Dass Menschen, die gegen den geplanten Naziaufmarsch in Dresden am 13. Februar demonstrieren wollen, als linksextrem diffamiert und kriminalisiert werden, will Luise Zimmermann nicht in den Sinn.

Die junge Frau vom Aktionsnetzwerk gegen Rechtsextremismus in Jena versteht nicht, wieso man "Menschen, die gegen die Nazis protestieren wollen" dieses als Straftat vorwirft. Genau das jedoch sei die Begründung für das Vorgehen von Polizei und Staatsanwaltschaft, die Büros des Bündnisses "Dresden Nazifrei" in Dresden und Berlin durchsucht und Plakate beschlagnahmt hatten. Diese - so der Vorwurf - seien ein Aufruf zu Straftaten. "Das ist doch absurd und lächerlich", sagt Luise Zimmermann.

Diese Meinung vertreten offenbar auch viele andere Menschen in dieser Stadt. Etwa 30 waren am Sonnabend dem Aufruf zur Protestdemonstration auf dem Holzmarkt gefolgt. Junge Leute und ältere, die wie Dr. Gisela Horn der Meinung sind, dass rechtem Gedankengut hierzulande Zivilcourage entgegengesetzt werden muss.

Die Aktionen gegen das Netzwerk, das den Bürgerprotest in Dresden organisiert, sei "völlig überzogen", und mache eine "beängstigende Tendenz" in unserem Land deutlich, ist die Landtagsabgeordnete der Linken, Dr. Karin Kaschuba, überzeugt. Jedoch habe die Aktion der Staatsanwaltschaft auch eine breite Solidarisierungsbewegung ausgelöst. Das mache Mut, sagte sie.

So sei der Aufruf "Nazifrei! Dresden stellt sich quer" anfangs von 200 Persönlichkeiten und etwa 30 Organisationen und Gruppen unterzeichnet worden. "Heute trägt er mehr als 1300 Unterschriften und wird von 300 Organisationen unterstützt", erklärte Christoph Ellinghaus vom Jenaer Aktionsbündnis. In den vergangenen Tagen hätten sich viele Menschen beim Jenaer Netzwerk ge- und für die gemeinsame Fahrt nach Dresden angemeldet. "Zwei Busse sind schon voll."

Es werde nicht gelingen, diejenigen zu spalten, die sich in Dresden mit zivilem Ungehorsam den Nazis entgegenstellen wollen. Deshalb wurden von den jungen Leuten am Sonnabend in Jena - wie auch in Weimar und anderen Städten - ein Dutzend der in Dresden konfiszierten Plakate in der Innenstadt aufgehängt. Für Jenas OB Dr. Albrecht Schröter, der zu den Erstunterzeichnern des Dresdner Aufrufs gehört, ist eindeutig klar, dass Jenaer in Dresden Gesicht zeigen werden. In Jena habe sich erfolgreich ein breites Bürgerbündnis gegen Rechts formiert, das müsse auch in anderen Städten gelingen, sagte er.

24.01.2010 Von Angelika Schimmel