Zum dritten Mal in diesem Jahr mussten die Bürger*innen Jenas die üble Propaganda des inzwischen deutlich geschrumpften Wanderzirkus’ der Thügidist*innen unter dem Greizer David Köckert über sich ergehen lassen. Das Damenviertel scheint sich für die Stadt und die Thügida-Nazis als attraktive Marschroute etabliert zu haben. Am 9. November mussten die Bürger*innen wieder eine militante Abriegelung ihres Wohngebiets hinnehmen. Die Bewohner*innen des Damenviertels hielten jedoch nicht still und organisierten vorab und währenddessen viele kreative und vielfältige Aktionen und waren sogar dazu bereit, ihre Türen einem gemeinsamen Kaffeetrinken zu öffnen. Für diese Zivilcourage möchten wir ihnen unsere größte Hochachtung ausdrücken und sie ermutigen, ihren Protest auch bei weiteren Aufmärschen weiterzuführen.
Rund um den Sperrbezirk protestierten Tausende. Die Gegendemonstrierenden sahen sich rüden Herausgriffen von Seiten der Polizei und inzwischen üblich gewordenen Pfeffersprayeinsätzen gegenüber. Erneut bot die Polizei ihr ganzes Repertoire auf, Polizeihunde, Wasserwerfer, Räumfahrzeug, Helikopter, Hamburger Gitter, um nur einiges zu nennen.
Parallel zu den Protesten um den Sperrbezirk gedachten Hunderte – unter störendem Geräusch des Polizeihubschraubers - der deportierten und ermordeten Bürger*innen Jenas der Reichspogromnacht. Die zahlreichen und sehr unterschiedlichen Veranstaltungen des Nachmittags und Abends haben gezeigt, dass Protest und Gedenken zusammen gehören.
Sowohl das Verwaltungsgericht Gera als auch das Oberverwaltungsgericht Weimar strafen die Annahme Lügen, dass man aus den Geschehnissen rund um den NSU gelernt hat. Es ist deutschlandweit einmalig, dass Nazis am 9.11., dem Tag der Reichspogromnacht, mit Fackeln und Sarg marschieren können. Der Anmeldung folgend wollten Thügidist*innen sogar in Häftlingskleidung auftreten. Und die Stadt scheint nicht in der Lage, dem Spuk ein Ende zu setzen.
Dabei bietet sie mit der Strategie des Sperrbezirks dem Aufmarsch der Thügida einen Grad der Routine und Legitimität. So bedankte sich Köckert ausdrücklich bei der Stadt Jena für den reibungslosen Ablauf und hat bereits zum Abschluss der Veranstaltung ein Wiederkommen angekündigt. Doch es hat sich gezeigt: Ignorieren hilft nicht. Jetzt erst recht! Wir lassen die Anwohner*innen des Damenviertels nicht allein und erklären uns mit Ihnen solidarisch. Der Zug der völkischen Wurstbude und ihrer befackelten Schutzkolonne ist nicht nur ein Plage für das Damenviertel, sondern geht alle Bürger*innen Jenas etwas an!