Erste Kurzbilanz vom Jenaer Aktionsnetzwerk, Weimarer Bürgerbündnis und Jenaer Legalteam
Das rechtsextreme "Fest der Völker" am 13. September in Altenburg konnte nicht verhindert werden. Das Jenaer Aktionsnetzwerk gegen Rechtsextremismus hat die Blockaden gegen den Aufmarsch aber als Teilerfolg unter schwierigen Bedingungen bezeichnet. Erst mit knapp dreistündiger Verspätung konnte das RechtsRock-Fest stattfinden, da Sitzblockaden den Weg für die Teilnehmer versperrten. Gegen das Fest von 1000 Rechtsextremen waren am Samstag über 2000 Menschen auf die Strasse gegangen. "Wir sind überwältigt vom Engagement so vieler Menschen mit nach Altenburg zu kommen" sagte Luise Zimmermann vom Aktionsnetzwerk mit Blick auf die weit über 600 Gegendemonstranten, die mit dem Aktionsnetzwerk in 13 Bussen nach Altenburg gereist waren, um den dortigen Widerstand zu unterstützen.
Das ursprünglich in Jena geplante "Fest der Völker" war nach Altenburg verlegt worden, weil die NPD glaubte, dort nicht wie in Jena auf Blockaden zu stoßen. "An unseren Trainings haben in den letzten Wochen mehr als 300 Menschen teilgenommen. Und jetzt konnten wir zeigen, daß auch in schwierigen Situationen gewaltfreie Sitzblockaden möglich sind", sagte Christoph Ellinghaus, ebenfalls Sprecher des Aktionsnetzwerks. Ohnmächtiges Danebenstehen sei nicht alternativlos. "Offenbar ist es möglich, mit Entschlossenheit, Kreativität und guter Vorbereitung die Nazis aufzuhalten", sagte Christine Schild vom Weimarer Bürgerbündnis, das mit 2 Bussen nach Altenburg angereist war. Es sei erfreulich, daß die guten Erfahrungen aus Weimar und Jena auch nach Altenburg übertragbar sein. Schmerzhaft sei es gewesen, zu sehen wie einige Polizeieinheiten gegen friedliche Demonstranten vorgegangen sind. Die "Initiative Strassenmedizin", die als Demo-Sanitäter unterwegs waren, zählte viele durch Pfefferspray verletzte Demonstranten. Als Beweis einer zunehmenden Brutalisierung bestimmter Polizeieinheiten nannten sie einen Schlüsselbeinbruch als Folge eines Polizeieinsatzes. Kristin Pietrzyk vom Legal-Team aus Jenaer Rechtsanwälten zeigte sich ebenfalls erschrocken über den Polizeieinsatz. Nach intensiver Betreuung durch das Legal-Team waren die zwölf in Gewahrsam genommenen Demonstranten bereits am Nachmittag wieder frei. Zuvor waren 200 Menschen in einer spontanen Demonstration zur Gefangenensammelstelle in der Hospitalstrasse gezogen, um deren Freilassung zu fordern.
Im Laufe der kommenden Woche wird das Jenaer Aktionsnetzwerk die Ereignisse in Altenburg ausführlich beraten und die weitere Arbeit diskutieren.