Sie haben es immer noch nicht gelernt: Die gleiche Gruppe von Neonazis, die am 27. Juni mit ihrem Versuch eines Aufmarschs in Jena durch das entschlossene Handeln vieler Menschen kläglich gescheitert sind und nach stundenlangem Herumstehen im Regen kleinlaut abziehen mussten, wollen am 3. Oktober erneut versuchen, in der aus ihrer Sicht "linken Hochburg" Jena aufzumarschieren. Ringo Köhler von der "Europäischen Aktion", schon im Juni Anmelder, David Köckert, NPD-Mitglied und Anführer der rassistischen "Thügida"-Kampagne, und der "Autonome Nationalist" Michel Fischer, im Juni zusammen mit seinem Vater durch Gewalttätigkeiten auffällig geworden, haben diesmal gleich drei Demonstrationen in der Innenstadt angemeldet. Ihr erklärtes Ziel ist dabei, die relative Marginalisierung offen rassistischer und neonazistischer Positionen in der Stadt zu überwinden und sich den öffentlichen Raum in Jena zurückzuerobern. Das ist ein Angriff auf uns alle und auf die in den letzten Jahren von vielen Menschen durch Aktionen gegen Nazis, aber auch durch Solidaritätsaktivitäten für Geflüchtete und vieles andere erkämpfte, für ostdeutsche Verhältnisse offene und vielfältige Kultur und Atmosphäre in dieser Stadt.
Auch wenn viele von uns gerade beileibe genug damit zu tun haben, die zu uns geflüchteten Menschen willkommen zu heißen und für die Befriedigung ihrer grundlegenden Bedürfnisse zu sorgen, können wir das doch nicht einfach geschehen lassen. Wir werden deshalb auch am 3. Oktober auf den Straßen sein, um den Nazis den Weg zu versperren, und wir laden auch diesmal alle Menschen dazu ein, sich uns anzuschließen. Das Mittel, das in Jena immer wieder entscheidend gewesen ist, um die Nazis nicht nur symbolischem Protest auszusetzen, sondern ernsthaft und wirksam an ihrem Treiben zu hindern, ist die Entschlossenheit vieler und die Bereitschaft zum massenhaften zivilen Ungehorsam. Auch diesmal werden wir Straßen und Plätze, auf denen sie sich sammeln und marschieren wollen, durch unsere Anwesenheit gemeinsam blockieren. Auch diesmal haben wir dabei kein Interesse an einer Eskalation und möchten, dass möglichst viele Menschen, mit uns gemeinsam handeln können. Zugleich sind wir solidarisch mit allen, die wie wir mit ihrem Handeln dazu beitragen wollen, dass es an diesem Tag in Jena keine Demonstration von Nazis geben wird.
Die von den Nazis angemeldeten Kundgebungsorte und Demorouten liegen am Westbahnhof, Paradiesbahnhof und in der Innenstadt, als zentraler Kundgebungsort ist der Eichplatz angemeldet. Weil alles andere als sicher ist, dass die Stadt diese Versammlungen ohne weitreichende Auflagen zulassen wird, ist aber nicht damit zu rechnen, dass das so passieren wird. Sobald sich abzeichnet, wo sich die Nazis voraussichtlich treffen und wo sie hinlaufen wollen, werden wir darüber informieren.
Weitere aktuelle Infos gibt es bei unserem öffentlichen Plenum am Donnerstag, 1.10., um 20 Uhr in Hörsaal 7 am Abbe-Campus. Außerdem findet am 2.10. um 17 Uhr vor dem Theaterhaus ein öffentliches Aktionstraining statt, zu dem wir insbesondere alle einladen, die noch nie an einer Aktion des zivilen Ungehorsams teilgenommen haben.