Newsletter 10/2009
Liebe Freundinnen und Freunde,

wir laden Sie ein zum nächsten Plenum des Aktionsnetzwerks.
Neben vielen Bildern aus Pößneck und der Diskussion über eine gemeinsame Einschätzung zu den Erfolgen und Mißerfolgen, stellen wir die aktuelle Arbeit der Arbeitskreise, anstehende Projekte und Möglichkeiten der Beteiligung vor.
Wir würden uns freuen, Sie am Donnerstag, den 8. Oktober, um 20.00 Uhr im Hörsaal 7 am Uni-Campus begrüßen zu können. Für Menschen die sich neu für das Netzwerk interessieren und mehr über Arbeitsweise, Struktur und Idee wissen wollen, bieten wir bereits ab 19.30 Uhr ein Newcomer-Meeting an.


Pößneck und wie weiter

Das rechtsextreme Fest der Völker 2009 in Pößneck liegt hinter uns und unser Widerstand zeigt Erfolg. Zum wiederholten Mal ist es gelungen mit vielen Menschen gewaltfreie Blockaden gegen Naziaufmärsche zu organisieren. War es uns 2008 gelungen sie aus Jena zu vertreiben, hat das gemeinsame nachsetzen nun zu einem deutlichen Attraktivitätsverlust geführt. "Nur" noch 450 Nazis, statt wie in den letzten Jahren über 1000, machten sich die Mühe nach Thüringen zu kommen und sich einen Weg an den Blockaden vorbei zu suchen. Diese Entwicklung betrachten wir auch als einen Erfolg unserer Anstrengungen.


Netzwerk und wie weiter

Unser Anspruch, die Wellenbewegung zu durchbrechen hat über das ganze Jahr verteilt in unterschiedlichsten Aktionen, Veranstaltungen und Trainings seinen Ausdruck gefunden. 2007 formulierten wir das Ziel 50 x 10. Gemeint waren 50 Bezugsgruppen in denen sich je 10 Menschen organisieren und vorbereitet an Blockaden teilnehmen. 2008 waren in den Blockaden in Altenburg 25 Bezugsgruppen. 2009 waren wir in Pößneck 40 Bezugsgruppen in zwei Aktionsfingern. Wir sehen uns auf dem richtigen Weg.
Wir legen weiterhin Wert darauf Menschen jeglichen Alters, mit unterschiedlichen Erfahrungshintergründen und Zeitressourcen die Möglichkeit zu bieten, sich einzubringen und gemeinsam am Netzwerk zu stricken. Wir setzen auf Vielfalt in der Auseinandersetzung mit der braunen Einfalt.


Leipzig 17. Oktober 2010
Jena, Altenburg, Pößneck - und wieder marschieren Neonazis in der Region. Auch diesesmal gilt: Ignorieren hilft nicht! Nachdem die Leipziger Bürger jahrelang unter den Demonstrationen des Hamburger NPD-Kaders Christian Worch gelitten hatten, versuchen nun die Freien Kräfte eine 'Großdemonstration' unter dem Motto: "Recht auf Zukunft" in Richtung Innenstadt durchzuführen. Bisher ist dieser Aufzug nur mit rd. 200 Teilnehmern angemeldet, er wird aber bundesweit beworben. Besonders pikant ist, dass die Rechtsextremisten durch Straßenzüge marschieren wollen, in denen sehr viele Menschen mit Migrationshintergund eben.
Gegen den Naziaufmarsch macht seit einiger Zeit das Bündnis "17. Oktober" mobil. Der Losung: "Leipzig nimmt Platz" schließen auch wir uns an. Wir fordern dazu auf gemeinsam am Morgen des 17. Oktobers mit der Bahn (Das Wochenendticket dürfte dies erschwinglich machen) zum Ort des Geschehens zu fahren. Diese Unterstützung ist mehr als nur symbolisch. Zum einen können wir uns den Gegenaktivitäten mit möglichst vielen Aktiven, Symphatisanten und Interessierten anschließen. Zum anderen waren auch nach Pößneck Leipziger gekommen, eine Unterstützung unsererseits ist somit ein Schritt in Richtung überregionale Vernetzung und zivilcouragierter Demonstrationskultur. Mehr Informationen zum nächsten Plenum oder unter: www.leipzig-nimmt-platz.de.


Dresden 14. Februar 2010
Am 13. Februar 2010 will die fachistoide Junge Landsmannschaft Ostdeutschland wieder ihren „Trauermarsch für die deutschen Opfer des alliierten Bombenterrors“ in Dresden durchführen. In diesem Jahr versammelten sich dazu über 7000 Faschisten aus allen Teilen der Bundesrepublik, aber auch aus Tschechien, der Slowakei und Ungarn. Die Dresdner Versammlungsbehörde und die sächsische Polizei sicherten den Nazis eine von Gegendemonstranten weitgehend unbehelligte Marschroute am Rande des historischen Stadtzentrums entlang vom Hauptbahnhof zum Dresdner Zwinger und zurück.
Zur gleichen Zeit wurden die antifaschistischen Gegendemonstranten von „no pasaran“ im polizeilichen Wanderkessel durch die Dresdner Innenstadt geführt, während die von Gewerkschaften und den Parteien links der CDU getragene Demonstration von „GehDenken“ auf eingeschränkter Route und nur mit Mühe den Platz der Abschlusskundgebung vor der Semperoper erreichen konnte. Die geplante und mit der Versammlungsbehörde vereinbarte Vereinigung von „GehDenken“ und „No Pasaran“ wurde polizeilich verhindert. Die von der CDU geführte Dresdner Stadtregierung zelebrierte ihr eigenes „stilles Gedenken“.
Hinter all dem steht ein bis weit in die Mitte der Dresdner Zivilgesellschaft reichender Mythos von der im Bombenkrieg geopferten „friedlichen und unschuldigen Kunst- und Kulturstadt“. Die Verstrickung gerade Dresdens in Faschismus und Krieg, die damalige Lage in unmittelbarer Frontnähe und letztlich die Inszenierung dieses Mythos durch die Nationalsozialisten werden dabei völlig ausgeblendet.
Im August trafen sich VertreterInnen verschiedener Dresdner Initiativen, die sich dieser Geschichtsvergessenheit und vor allem dem erneuten Naziaufmarsch in ihrer Stadt entgegen stellen wollen. An diesem Treffen nahmen auch unser OB Albrecht Schröter und Luise Zimmermann und Harald Zeil vom Aktionsnetzwerk teil. Konsens der Diskussion war das Bestreben, einmal langfristig gegen den Geschichtsmythos zu arbeiten und zum anderen die Aktionen im Umfeld des 13. Februar 2010 mit dem Ziel der Ver- bzw. mindestens Behinderung des Naziaufmarsches zu organisieren. Der Schwerpunkt dafür wird in der Durchsetzung des demokratischen Rechtes auf einen Protest in Sicht- und Hörweite der Naziveranstaltung gesehen, aber auch in Formen des zivilen Ungehorsams, um sich den Nazis zu wi(e)dersetzen.
Wir wollen vom Aktionsnetzwerk aus den Kontakt zu den Dresdner Gruppen halten, uns in die Diskussion einbringen und langfristig für die demokratischen Aktionen am 13. Februar 2010 in Dresden mobilisieren.


Spendenaufruf
Zuletzt und wie immer: alle unsere Aktivitäten erfordern neben Zeit und Mühe auch finanzielle Mittel. Wir freuen uns über Spenden, die die Arbeit des Aktionsnetzwerks unterstützen. Auch dazu finden Sie genauere Angaben unter www.aktionsnetzwerk.de


Ausschluss
Entsprechend §6 Abs.1 VersG weisen wir darauf hin, dass Personen, die rechtsextremen Parteien angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äusserungen in Erscheinung getreten sind, von unseren Veranstaltungen ausgeschlossen sind.


Dies ist 10. Newsletter 2009 des Jenaer Aktionsnetzwerks gegen Rechtsextremismus. Der Newsletter wird an Menschen verschickt, die Interesse am Netzwerk gezeigt und uns eine E-mail Adresse übermittelt haben. Bitte weisen Sie Freunde und Bekannte auf die Möglichkeit zum
Abonnement des Newsletters (über mail@aktionsnetzwerk.de) hin. Sollten Sie keine weiteren Informationen von uns erhalten wollen, benachrichtigen Sie uns bitte entsprechend.


Wir freuen uns, Sie und Euch zu sehen.
Judith Dreiling, Norman Beberhold und Christoph Ellinghaus
Jenaer Aktionsnetzwerk gegen Rechtsextremismus | Postfach10 02 17  07702 Jena | InfoTel: 0151-514 098 96 | mail@aktionsnetzwerk.de | www.aktionsnetzwerk.de