Die Botschaft von Altenburg
Thüringenweiter Protest gegen Neonazi-Aufmarsch in neuer Qualität Von OTZ-Redakteur Frank Döbert Jena/Altenburg.
Nicht verhindern, aber dennoch behindern konnten die zeitweise bis zu 2000 Teilnehmer der Protestveranstaltungen in Altenburg das von Jena aus organisierte rechtsextreme "Fest der Völker". Einen wesentlichen Beitrag dazu leistete der von vielen Bürgern aus Thüringer Städten, darunter insbesondere aus Jena, dem Altenburger Aktionsbündnis geleistete Beistand. Der Protest gegen Rechts in Thüringen erreichte damit eine neue Qualität, erklärte OB Dr. Albrecht Schröter.
Er war zusammen mit über 650 Jenaern in 13 Bussen am frühen Sonnabend nach Altenburg gefahren. Neben Vertretern der Jenaer Parteien reihte sich auch Uni-Rektor Prof. Klaus Dicke in den Protest gegen Rechts ein. Über zweieinhalb Stunden mussten etwa 1200 Neonazis länger warten, ehe auf ihrem vergitterten "Fest"-Gelände der Strom anging. Mit friedlichen Blockaden hatten die Demonstranten zuvor versucht, den Zugang zu dem den Nazis zugewiesenen Platz, der nach dem jüdischen Bürger Albert Levy benannt ist, zu behindern. Ein massives Polizeiaufgebot, das auch die Neonazis vom Bahnhof Altenburg bis zum "Fest"-Gelände eskortierte, schirmte jedoch die rechtsextreme Veranstaltung hermetisch ab. Auf drei Kundgebungen bezogen Redner wie Renate Licht (DGB), Stephan Riechel (Stadtrat Altenburg), Dr. Birgit Klauber (Die Linke/Landtags-Vizepräsidentin) ebenso eindeutig gegen rechtes, intolerantes Gedankengut Stellung wie der OB Dr. und Michael Ebenau vom Aktionsbündnis gegen Rechts. Das gemeinsame Handeln von Thüringer Städten gegen Rechts manifestiere sich in einer neuen Qualität, sagte der OB. Das sei die Botschaft, die von Altenburg ausgeht. "In Altenburg formierte sich zum ersten Mal ein thüringenweites Aktionsbündnis", sagte Michael Ebenau. Das habe den Altenbiurgern Mut gemacht und gezeigt, dass Protest gegen Rechts Spaß macht und nicht angsteinflßend ist. "Wir sind überwältigt vom Engagement so vieler Menschen mit nach Altenburg zu kommen", erklärte Luise Zimmermann vom Aktionsnetzwerk. "Unsere Trainings, die wir in den letzten Wochen mit über 300 Menschen durchgeführt haben, zeigen, das auch in schwierigen Situationen gewaltfreie Sitzblockaden möglich sind", sagte Christoph Ellinghaus, ebenfalls Sprecher des Aktionsnetzwerks. Zugleich kritisierten sowohl das Aktionsnetzwerk, das Aktionsbündnis gegen Rechts als auch Dr. Schröter das teils unangemessen harte Vorgehen der Polizei gegen Teilnehmer. des Protestes. Kristin Pietrzyk vom "Legal-Team" aus Jenaer Rechtsanwälten zeigte sich ebenfalls erschrocken über den Polizeieinsatz. Nach intensiver Betreuung durch das "Legal-Team" waren zwölf in Gewahrsam genommene Demonstranten bereits am Nachmittag wieder frei. Zuvor waren 200 Menschen in einer spontanen Demonstration zu einer Gefangenensammelstelle gezogen um deren Freilassung zu fordern.
14.09.2008